You are currently viewing Aushalten und ertragen – eine Königsdisziplin?!
aushalten ertragen

Aushalten und ertragen – eine Königsdisziplin?!

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:selbstbestimmt

Lange war mir das nicht bewusst. Nicht für mein eigenes Leben und meinen „Zustand“ und schon gar nicht im Hinblick auf unsere gesamte Gesellschaft und Kultur. Wir leben doch in einem reichen Land, in einem freien Land. Uns stehen grundsätzlich alle Möglichkeiten offen. Wir sind gut ausgebildet und leistungsstark.

Dass wir schwach sind – extrem schwach – bei unserem eigenen Selbstwert, beim wohlwollenden Umgang mit uns selbst, bei unserer Menschlichkeit, unserer Kommunikation mit uns und anderen Menschen, beim Grenzen setzen, beim Vertrauen, Hilfe annehmen und „nein“ sagen… DAS war mir überhaupt nicht klar.

Seit mir diesbezüglich ein riesengroßes Licht aufgegangen ist, begegnet mir das Thema überall. Auch ein Klassiker: möchte ich mir ein rotes Auto kaufen, sehe ich ja auch überall nur noch rote Autos. Ich bin sehr dankbar für meinen neuen Blick auf die Dinge, denn dadurch entsteht ein Lösungsansatz. Zunächst für mich, insgesamt sogar für uns alle.

Letzten Endes entstehen große Schwierigkeiten, wenn wir einen Lebensstil, der schlecht bis toxisch ist, nicht ändern. Diese ungesunden Situationen entstehen allerdings schleichend. Es kommt immer ein bisschen mehr dazu und dieses „bisschen“ bemerken wir kaum. Zum bewussten Ändern bedarf es zunächst einmal einem „erkennen“. Hier fängt alles an. Genauso wie wir nichts genießen können, was wir nicht bewusst wahrnehmen, können wir auch nichts proaktiv ändern, was wir nicht bewusst wahrnehmen.

Es braucht also regelmäßig einen „wake up-Call“. Ein Ereignis, eine Situation, die das innerlich vollgelaufene Fass zum Überlaufen bringt. Oder den Vulkan zum explodieren… Dann dringt sehr kraftvoll etwas an die Oberfläche, was sehr lange verdrängt und nicht verarbeitet wurde.

Viel geschmeidiger wäre: wir entscheiden uns, für uns gut zu sorgen, bevor der Schmerz unerträglich wird. Bevor uns Krankheitssymptome an etwas hindern. Bevor uns das Leben massive Challenges liefert. Das können wir tun. Fakt ist: die allerwenigsten Menschen machen das.

Warum wir lieber lange an Gewohntem festhalten, auch wenn das nicht förderlich für uns ist?

1.  Wir haben Angst vor Veränderung.

2.  Wir wissen nicht so recht was.

3.  Wir haben Angst vor Veränderung.

4.  Wir wissen nicht so recht wie.

5.  Wir haben Angst vor Veränderung.

6.  Wir haben es schon einmal versucht und es hat nicht geklappt.

7.  Wir haben Angst vor Veränderung.

8.  Wir denken „ich darf nicht“.

9.  Wir haben Angst vor Veränderung.

10.    Wir sehen uns nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen.

Diese Liste könnte sehr lange werden. Aber es lässt sich zusammenfassen. Hinter fast all unseren Gedanken und Emotionen, die uns an Gewohntem festhalten sitzt letztendlich: eine Angst.

SIA, wovon redest du genau?

In einer Situation zu sein, die „nicht OK“ für einen ist – eventuell sogar wiederholt auftritt – und nichts zu sagen. Davon rede ich beispielsweise. Dabei kann dieses „nicht OK“ sehr klar und deutlich sein, oder nur ein leises, subtil daher kommendes Gefühl. Jedoch sind wir viel schlauer, als wir meistens glauben und unser Gefühl gibt uns eine wertvolle Message. Relevant ist: nehmen wir sie wahr und erkennen wir sie an? Oder schieben wir sie weg? Ignorieren wir sie? Diese Situation kann überall vorkommen im Privatleben, im Beruf und auch an der Fußgängerampel.

Wenn andere unsere eigene Grenze überschreiten und wir das einfach so – ob „ohnmächtig“, „zweifelbedingt“ oder „unachtsam“ – geschehen lassen.

Das. Ist aushalten und ertragen.

Neulich saß ich im Café mit einer lieben Freundin. Sie erzählte von ihrem Zahnarztbesuch. Dieser hatte festgestellt, dass sie eine Beißschiene braucht, da sie ganz offensichtlich nachts ihre Backenzähne malträtiert. Davon weiß sie nichts. Das ist klar, denn sie schläft ja. Im Schlaf verarbeiten wir die Ereignisse des Tages und unseres gesamten Lebens. Unser Körper räumt auf. Unser Gehirn räumt auf und bildet neue Verknüpfungen. Regeneration passiert zusätzlich über Träume. Wir träumen jede Nacht, auch wenn wir uns nicht erinnern. Und während all das so ganz automatisch und selbstverständlich verlässlich abläuft, bauen wir Druck aus dem Leben ab, indem wir Druck auf unseren Kiefer aufbauen. Der Kiefermuskel ist der stärkste, den wir haben und bei Menschen, die nachts „pressen“ oder knirschen ist er auch richtig „durchtrainiert“. Das können wir sehen. An der Gesichtsform. Und dennoch ist es insbesondere den Betroffenen nicht bewusst.

Sie führen einen Lebensstil, der aus der Balance geraten ist. Sie müssen sich durchbeißen und nehmen sich selbst nicht (in allen Lebensaspekten) wichtig.

Das. Ist aushalten und ertragen.

Hast du dir schon mal gewünscht, dass die Situation, in der du steckst, jetzt einfach mal schnell gleich von jemand anderem verbessert wird? Stell dir vor, wie du mal wieder daran denkst: „Er sollte jetzt folgendes tun.“ Oder „Es wäre doch jetzt selbstverständlich, dass sie auf diese Art und Weise reagiert.“ Doch häufig tun die anderen nicht genau das, was wir uns da im Stillen wünschen. Sie denken eben anders und kennen unsere geheime Innenwelt nicht. Wenn wir nicht kommunizieren, haben sie auch keine Chance, uns das zu geben, was wir gerade brauchen, auch wenn sie das eigentlich tun würden. Wir selbst tun ja auch nicht immer das, was wir uns da gerade wünschen. Gleiches Spiel: Wir haben einen Wunsch. Das wären wir gerne, täten oder hätten wir gerne. Umsetzen tun wir es aber nicht. Vielleicht denken wir „Ich möchte hier nicht sein.“, fühlen uns unwohl, tun aber nichts daran, die Situation zu verändern. Wir warten. Oder hoffen. Bleiben aber passiv. Wir sehen passiv zu, wie unser Wunsch in weiter Ferne unerreichbar bleibt. Wir verlieren uns in Tagträumen. Es ändert sich nicht. Lediglich unsere Kraft. Die wird weniger. Unsere Seele schreit uns möglicherweise an. Wir hören nicht hin. Unser Geist sendet uns Messages. Wir schieben sie beiseite. Unser Körper meldet Schmerz und Einschränkung. Wir denken „Naja, in meinem Alter sitze ich halt nicht mehr im Lotussitz auf dem Boden. Das mit der blockierten Hüfte ist halt so.

Auch das. Ist aushalten und ertragen.

Die australische Sängerin Sia nennt es „Courage to Change“

Dieses Lied handelt davon, dass sie ein Leben führen möchte, das von Bedeutung ist. Es handelt vom wahren Ich und davon, diese Persönlichkeit auch wirklich zu zeigen. Sie ist hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, die Erde in einem besseren Zustand zu hinterlassen und der Angst die das Ganze in ihr auslöst. Sie kennt das aushalten, ausharren und ertragen und weiß, wie es ist, sich selbst aufzugeben. Doch sie bringt den Mut auf – sie erkennt: wir sind hier nicht allein. Gemeinsam können wir unglaublich viel erreichen. Wenn wir denn zusammenhalten. Wenn die die Kraft der Liebe wählen.

Ich bin glücklich und dankbar, diese tolle Sängerin als Vorbild in der Welt zu haben. Deshalb höre ich auch ständig diesen Song. Courage to Change! Wir können alles verändern, wenn wir nur wollen. Wir können viel mehr erreichen, als die meisten Menschen glauben. Vor allem können wir Schluss machen mit dem „aushalten und ertragen“.

Ich nenne es: MUT zum LEBEN. Und weiß: du wirst es LIEBEN!

Herzlichst, Eure SIA